Älteste Wappendarstellung der Familie von Massow als Siegel

2. Pommern

mittelalterliche Pommern Karte

Pommern und Teile des heutigen Mecklenburgs lagen im Einflussbereich der Ostsee-Anrainer Brandenburg, Polen und Dänemark. Die Herzöge von Pommern, das „Greifengeschlecht“, regierten das Land bis zum Aussterben des Herzogshauses im Jahr 1637.

Im späten Mittelalter erstarkten die Städte, die Hanse wurde zu einer Seemacht und stand im Gegensatz zum Herzog und dem ihm verbundenen Adel. Gleichzeitig spitzte sich der Gegensatz zwischen Polen und dem deutschen Orden zu. All diese Streitigkeiten führten zu vielfältigen Kriegshandlungen und einer allgemeinen Verwilderung der Sitten, wobei sich auch der pommersche Adel teilweise als Raubritter betätigte oder die Seeräuber unterstützte. Ob dazu auch die Herren von Massow gehörten, ist urkundlich nicht belegt.

Pommern

1334 und 1335 wurden die Güter im Umland der Stadt Massow verkauft. Konrads Sohn Heinrich (G 3) erwarb durch Heirat Woblanse, Bartin und anderen Grundbesitz in Hinterpommern. Im 14. Jahrhundert stieg die Familie rangmäßig auf; sie wurde als „Schlossgesessene“ angesehen und hatte die Gerichtsbarkeit und das Recht der Steuererhebung über die Stadt Rummelsburg inne. Da dies Recht im 16. Jahrhundert urkundlich nicht bestätigt wurde, konnte dieser Status nicht aufrecht erhalten werden.

Bogislaw von Pommern
Bogislaw von Pommern (1454 – 1523)

Als Berater der Herzöge hatte die Familie politischen Einfluss. Ludolf / Lüdeke (G 22) war 1449 Hofmeister bei Herzog Bogislaw IX.2, der mit dem König von Dänemark verbunden war und sich deshalb lange in Kopenhagen und anderen nordischen Ländern aufhielt. Lüdeke war als Rat des Fürsten nicht nur in der heimischen Verwaltung tätig, sondern auch an die Person seines Herren gebunden; deshalb muss er mit Bogislaw lange in Kopenhagen gelebt haben. In den dänischen Adelsarchiven taucht dem entsprechend ein Kurt Massow aus einer pommerschen Familie auf. Auch Lüdekes jüngerer Bruder Mickes (G 23) stand Herzog Bogislaw nahe und gehörte zu seinen Räten; in einer Urkunde aus dem Jahr 1440 wird er auch als Hofrat König Erichs von Dänemark bezeichnet. 1443 wird Mickes in einem Vertragsentwurf als Zeuge genannt, es ging dabei um ein zehnjähriges Bündnis zwischen dem Herzog von Pommern und dem Deutschen Orden.

In der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts entstehen die vier Linien, deren Stammfolge dank der Lehnsregister und -akten bis heute nachvollziehbar ist: Rohr, Lantow, Bartin und Schwiersen. Erhalten ist z. B. ein Lehnsbrief, den Herzog Bogislaw X. 1496 den drei Brüdern Ewald (C 2), Thomas (C 3) und Klaus (C 4) der Bartiner Linie ausgestellt hat.

Theaterstück Sophie von Pommern
Programm und Rollen des Theaterstücks „Sophie von Pommern“ von Paul Heyse.

Hans (A 1), der Begründer der Linie Rohr und Herr auf Woblanse, war Hofmeister der Herzogin Sophie. In einer Urkunde von 1475 wird er als ihr Vogt in Rügenwalde erwähnt. Die stolze und eigensinnige Herzogin lebte mit ihrem Sohn, Bogislaw X., lange Zeit in Unfrieden, Gerüchte munkelten deshalb von einem sträflichen Verhältnis zwischen Sophie und ihrem Hofmeister3. Die Beziehung der beiden wurde 1866 in einem Theaterstück “Sophie von Pommern“ bzw. „Hans Lange“ von Paul Heyse (Literatur-Nobelpreis 1910) geschildert. Hans (im Drama Ewald) Massow erscheint darin als harter, ehrgeiziger Mann, der den Konflikt zwischen Mutter und Sohn schürt, weil er selbst Herzog werden wollte. Heyse zeichnet ihn aber auch als Persönlichkeit von hoher Tatkraft und staatsmännischem Sinn. Nikolaus (B 1), der Begründer der Linie Lantow, wurde von König Erich 1466 im Streit um Pommerellen zu dem polnischen König Kasimir entsandt.

Rüdiger (C 1), der Begründer der Linie Bartin, war Landvogt in Stolp. Er gehörte zu den 80 pommerschen Adligen, die nach dem Tode Erichs von Dänemark sofort dem von Brandenburg unterstützten Stettin die Fehde ansagten. Seine angebliche Rüstung war früher in der Marienkirche in Stolp ausgestellt.

Auch die Söhne des Landvogts Rüdiger Kaiser Karl V in Brüssel dienten dem Herzogshaus. Thomas zog im Dezember 1465 mit dem Herzog Bogislaw nach Palästina, weil der Herzog den Kaiser Maximilian und andere Reichsfürsten kennen lernen und mit ihnen verhandeln wollte6. Sein Bruder Ewald war Hofmarschall und gehörte während der mehrjährigen Palästinareise des Herzogs zu dem kleinen Kreis derjenigen, die das Herzogtum zusammen mit der Herzogin Anna regierten. Die vierte Linie wurde durch Lütke(D 1) begründet, der 1519 das Gut Groß-Schwiersen bei Rummelsburg erwarb.

Rüstung des Rüdiger von Massow, Landvogt in Stolp
Rüstung des Rüdiger von Massow, Landvogt in Stolp
Kaiser Karl V in Brüssel
Kaiser Karl V in Brüssel

In der Reformation fanden Luthers Lehren auch in Pommern Anklang, vor allem in den Städten. So kam es zu Auseinandersetzungen mit dem Bischof Erasmus von Kammin. Rüdiger (B 4) hatte in Leipzig studiert und war Rat und Marschall der Herzöge Philipp und Barnim. 1534 wurden ihm die Verhandlungen zwischen den protestantischen Städten und dem Bischof übertragen. Pommern schloss sich dann dem Schmalkaldischen Bund der protestantischen Reichsstände an, und Rüdiger wurde 1537 für fünf Jahre als Gesandter zur Bundesversammlung nach Coburg geschickt; sein Jahresgehalt betrug 150 Gulden. Nach der Niederlage des Schmalkaldischen Bundes in der Schlacht bei Mühlberg wurde Rüdiger Mitglied der Gesandtschaft, die vom 14. bis 16. September 1548 in Brüssel mit Kaiser Karl V. über die Zahlung von Strafgeldern verhandeln musste.

Die Massows als Raubritter – aus Monographie zur deutschen Kulturgeschichte
Georg Steinhausen: Der Kaufmann in der deutschen Vergangenheit. Verlegt bei Eugen Diederichs, Leipzig 1899 Die im Verhältnis zu früheren Zeiten zahlreicher erhaltenen Quellen des 15. Jahrhunderts berichten nur all zu oft von Überfällen reisender kaufleute, In Pommern werden z. B. als solche Wegelagerer die Massows, ein Kameke und zwei Manteufel sowie ein v.d. Osten erwähnt.

Raubritter von Massow

Familiengeschichte im Wandel der Zeiten

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